Russische Sportler dürfen jetzt doch zur Olympiade nach Rio oder Die Angst des IOC vor der eigenen Courage

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Eigentlich durfte man nach dem Urteilsspruch des internationalen Sportgerichtshof in der vergangenen Woche fast davon ausgehen, dass Olympia 2016 in Rio ohne russische Sportler stattfindet. Eigentlich…

Doch das dank der russischen „Whistleblowerin“ Julia Stepanowa aufgedeckte und belegte Staatsdoping der russischen Sportler scheint den obersten Sportfunktionären des IOC ziemlich gleichgültig zu sein, denn nun schob man den schwarzen Entscheidungs-Peter einfach an die entsprechenden Sportverbände Russlands zurück. Eine Entscheidung, die sicherlich nicht nur bei den meisten teilnehmenden Athleten aus den anderen Ländern auf Unverständnis stoßen dürfte.

Sprach IOC-Präsident Thomas Bach noch vor kurzem davon, das man seitens des IOC und möglichen Sperren „die Latte hochgelegt habe“, sieht die tatsächliche Entscheidung ganz anders aus. Beschlossen wurde lediglich, das wer schon einmal wegen Dopings bestraft wurde und wessen Name im Zuge des unabhängigen Doping-Reports auftauchte, nicht in Rio starten darf. Das betrifft grob gerechnet ein fünftel des voraussichtlichen russischen Kaders.

Wer hingegen noch keine Doping-Strafe bekommen hat, bei dem müssen die einzelnen internationalen Sportverbände prüfen, ob die russischen Sportler wirklich sauber sind. Angesichts der Kürze der Zeit und von im Vorfeld bewusst zerstörter Dopingproben quasi ein fast unmögliches Unterfangen. Weshalb die weitaus meisten russischen Sportler aufgrund der Unschuldsvermutung wohl bei der Olympiade starten dürfen.

Doch gerade diese Unschuldsvermutung fällt bei fielen schwer. Sicher ist nicht jeder russische Athlet gedopt, genauso sicher dürfte sein, dass auch in anderen Ländern zu unerlaubten Mitteln gegriffen wird. Bei den meisten dürfte diese Entscheidung aber vom jeweiligen Sportler getroffen und nicht vom Landesverband oder gar von einem Ministerium getroffen worden sein. Schnell stellt man angesichts der Vorkommnisse alle Athleten unter Generalverdacht und genauso schnell verurteilt man auch Unschuldige.

Der Entschluss des IOC, die russischen Sportler nicht für die Olympischen Spiele zu sperren, hat trotzdem einen sehr schalen Beigeschmack. Zum einen sind IOC-Präsident Thomas Bach und Russlands Präsident Wladimir Putin seit langem gute Freunde, zum anderen hätte der erstmalige Ausschluss einer Nation, noch dazu eine der bedeutendsten Sport-Nationen, sicherlich auch politische Probleme mit sich geführt.

Ob die Athleten, in deren Wettbewerben ein oder mehrere russische Sportler eventuell Medaillen gewinnen, diese Entscheidung des IOC ebenso gutheißen darf man ruhig bezweifeln. Das Misstrauen dürfte jedenfalls um ein vielfaches höher sein als vor der Aufdeckung des russischen Staatsdopings. Und für die Dopingjäger dieser Welt dürfte die Startberechtigung Russlands ein Schlag ins Gesicht sein.

Viele russische Dopingsünder flogen bei Nachtests zu den Olympischen Spielen in Peking und London auf. Zwei weitere nachträgliche Dopingtests stehen noch aus, ihre Resultate werden allerdings erst während oder sogar erst nach der Olympiade in Rio erwartet. Wie schon bei den ersten nachträglichen Tests muss leider auch dann mit weiteren russischen Dopingsündern gerechnet werden.

Und nichts dürfte für einen Athleten frustrierender sein, als Jahre nach den Spielen eine Medaille zu erhalten, weil ein davor positionierter russischer Sportler sich nachträglich als gedopt entpuppt. Um es nochmals klarzustellen, nicht nur in Russland wird gedopt. Aber in anderen Ländern wohl kaum in diesem gewaltigen Ausmaß – China mal ausgenommen (Vermutung des Schreiberlings, (noch) nicht bewiesen).

Beitragsgrafik: Quelle © Wikipedia

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