Der Franke ist auch ein Mensch

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Nächste Woche gehts wieder auf die Pirsch.

Nun, der Franke an sich ist ja eher wortkarg und nicht gerade als gesellig zu bezeichnen. Ein Restaurant zum Beispiel wird schon als proppenvoll angesehen, wenn an jedem Tisch ein Gast sitzt. Der von den Ureinwohnern gesprochene Dialekt wird von vielen Menschen aus anderen Bundesländern aber schlichtweg überhaupt nicht oder nur teilweise verstanden. Die Ureinwohner kümmert dies allerdings wenig und so kommt es nicht selten vor, dass schon bei einer einfachen Essensbestellung nicht zu überbrückende Sprachbarrieren zu überwinden sind.

Das ist dem Franken allerdings ziemlich egal. Wenn er denn überhaupt mal denkt oder redet… Wer ihn nicht versteht, ist entweder ein Debb oder ein Bollagg. Wobei der erste Begriff im Hochdeutschen in etwa mit Depp übersetzt werden kann, während Eingeweihte ahnen dass mit Bollagg ein polnischer Staatsangehöriger gemeint sein könnte. Allerdings verallgemeinert der Franke gern und es könnte sich auch um noch östlichere Europäer handeln. Aber auch das ist dem Franken egal, Bollagg is Bollagg denkt er sich.

Der Franke als solcher dudd sich auch arch schwer, ercherdwos gscheids über die Wurzln seiner Schbrooch zu erfahren. Des is scho deshalb so, weil die Ursprünge des Fränggischn während der Jahrhunderte ercherdswo und ercherdswann verschütt gonga sin. Vielleicht ist sich der Franke auch nur deshalb so unsicher, weil er ja eigentlich kein richtiger Deutscher ist.

Denn Franken gehört eigentlich zu Bayern, allerdings hats der Bajuware an sich net aso mit die Franggen und in den anderen deutschen Bundesländern zählt Bayern sowieso nicht zu Deutschland. So hat der Franke zwar Unter, Mittel- und Oberfranken, eine richtige Hauptstadt hat er aber nicht. Um diesen „Titel“ streiten sich schon seit Jahrhunderten 6 Städte, nämlich Bamberg, Bayreuth, Erlangen, Fürth, Nürnberg und Würzburg. Und mangels Hauptstadt ist er genau genommen ohne richtige Regierung und wird deshalb aus Mitleid aus München mitregiert.

Eine Eiggendümlichkeit des Franggen lässt sich ebenfalls nicht verheimlichen. Denn er kann zwar nur selten ein „T“ aussprechen, dafür spricht er allerdings wahllos und ohne Sinn Buchstaben einfach doppelt aus. Loddar Maddäus ist dafür ein sehr gutes Beispiel aber auch Dolly Buster. Wobei der Franke niemols net so an Schweingroom in den Mund nehmen würde, er umschreibt die Dame aber zielgerecht mit „Die mit die digge Diddn…“

Wobei man allerdings auch erwähnen muss, dass der Franke für ein Wort bis zu drei Ausdrucksweisen hat. Je nachdem, ob man sich gerade in Ober, Mittel- oder Unterfranken befindet. Und obwohl ich häufiger in der Region bin, habe ich teilweise immer noch Probleme den Franken zu verstehen. Denn wer hätte gedacht, dass die Stadt Fürth im Dialekt Fädd ausgesprochen wird und der ortsansässige Fussballverein, die Kleeblätter, folgerichtig die Gleebläddla sind? Nürnberg hingegen spricht man Nerrnberch aus und dessen Anhänger des dortigen Fussballvereins sind die Glubberrer.

Schbinodwachdl nennt man eine schon etwas angejahrte Dämlichkeit, eine Brillenetui ist ein Brrillnedwi und Kartoffel heissen Bodaggng, warum auch immer… Die Rektalöffnung des menschlichen Körpers ist mit Oaschluuch gerade noch auszumachen und wenn der Franke mal etwas nicht verstanden hat fragt er nur „Wos willsdh“ oder „Wos möchasd“. Viel mehr muss man in Franken auch nicht wissen, denn der Franke redet ja eher wenig…

Halten wir also fest dass auch der Franke zumindest ein Mensch ist, wenn auch einer den man schlecht versteht. Auch wenn vereinzelte Exemplare manchmal eher wie ein missgelungenes Genexperiment wirken. Sehr zu empfehlen ist Franken übrigens den deutschen Biertrinkern. Wenn sie auch sonst nicht richtig beherrschen aber Bier brauen, das können sie! In Franken gibt es kaum einen Ort mit mehr als 500 Einwohnern, der nicht sein eigenes Bier braut.

Wer daran interessiert sein sollte mit Ureinwohnern in Kontakt zu treten, der sollte sich zum Beispiel mal die Sandkerwa in Bamberg oder auch das Annafest in Forchheim vormerken. Da geht der Franke so richtig aus sich heraus und spricht – einen gewissen Bierkosum vorausgesetzt – zwar immer noch undeutlich, dafür aber mehr. Jedem Franken wird schon in die Wiege gelegt, dass er wenigstens einmal in seinem Leben eines dieser beiden Feste besucht haben muss, bevor er von Betrus durch das Doa eingelassen wird.

Ein komisches Völkchen, diese Ureinwohner. Und nächste Woche werde ich mir dieses Gebrabbel wieder eine Woche anhören und meistens nichts verstehen. Naja, wenigstens das Bier schmeckt…

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