Gewürze

Höllenritt zum Inder

gemüseMan(n) kann ja nicht immer nur Schnitzel essen.

Oder Nudeln. Irgendwann kommt einem das auch an den Ohren heraus. Gestern Abend hatte die bessere Hälfte dann die Idee, mal wieder auswärts zu dinieren. Vor kurzem hatte mir ein Kollege ein indisches Restaurant empfohlen und so wurde einstimmig beschlossen, diesen Fresstempel einmal auszuprobieren.

Das letzte Mal beim Inder ist bei mir allerdings schon gefühlte 100 Jahre her und deshalb habe ich mich mal auf die Empfehlungen des Kellners verlassen. Und das Weibchen bestellte wohl der Einfachheit halber das gleiche. Als Vorspeise gab es Murgh Shorba, eine Hühnersuppe mit Knoblauch, Ingwer, Zimt und Kardamom, das ganze ziemlich pikant gewürzt.

Ich esse ja gerne scharf und deshalb traf das Süppchen auch voll meinen Geschmack. Ich kenne aber auch Menschen, denen spätestens nach dem vierten Löffel eine 80 Zentimeter lange Stichflamme aus dem Hals geschlagen wäre. Und der Stichflamme des Weibchens konnte ich nur um Haaresbreite ausweichen. Egal, nur die Harten kommen in den Garten!

Danach gab es Goa Machi Curry, laut Karte waren das Heilbutt-Stücke, die mit Zwiebeln, Ingwer, Knoblauch, „abgestimmten Kräutern und Gewürzen“ gebraten und in einer „milden“ Sauce gegart wurden. Nun, vom Inder abgestimmte Kräuter und Gewürze sind für unsere europäischen Gaumen mitunter etwas befremdlich. Mir hat es ausgezeichnet geschmeckt, wobei ich allerdings kurzzeitig das Gefühl hatte, dass das gesamte Restaurant nur nach unserem Essen duftete.

Was der Inder allerdings unter „milder Sauce“ versteht, das lässt dem gemeinen mitteleuropäischen Weibchen schon mal die Flammen aus dem Allerwertesten schlagen. Die Sauce wurde wohl vorsichtshalber in einer separaten Schale an den Tisch gebracht und alleine als ich mal vorsichtig daran gerochen habe, beschlugen mir schon die Stimmbänder. Ich habe es bei einem zarten Probieren belassen, während das Weibchen sich ein gehäuftes Schäufelchen gönnte.

Nun, der weibliche Schließmuskel wird sicher nicht nur heute diese Gier belohnen. Ich hingegen wollte unseren Restaurantbesuch möglichst unbeschadet überstehen. Eigentlich esse ich so gut wie niemals einen Nachtisch, doch gestern stand mir irgendwie der Sinn nach Eis. Vielleicht lag es daran, das mir die „milde Sauce“ doch einiges an Speiseröhre weggeätzt hatte, vielleicht hatte ich auch nur Heißhunger.

Jedenfalls bestellte ich beim Kellner ein kleines Eis. 2 Kugeln sollten genügen, für das Weibchen bestellte ich angesichts des hochroten Kopfes vorsichtshalber gleich 4 Kugeln. Schon wenig später kam er mit unseren Portionen an den Tisch. Zuerst einmal war ich erstaunt, denn scheinbar sind 2 Kugeln kein einheitliches Maß.

Ich hatte nämlich eher das Gefühl, der Turban-Träger hätte mir die halbe Arktis auf einer Schneeschaufel serviert. Von der Portion des Weibchens reden wir jetzt besser nicht, ich hatte lediglich Sorge dass sich unter diesem Riesenberg ein Eisbär verborgen hätte. Auf diesem Eis waren schön bunte kleine Kügelchen verstreut worden, rote, schwarze, braune, rosa und gelbe.

Vielleicht waren auch noch einige andere Farben unter der Arktis, in jedem Fall handelte es sich aber nicht um Smarties. Denn 2 dieser Kügelchen habe ich mal zart angebissen und hatte folglich Senf- und Paprikageschmack im Mund. HerrGottSakra, was würzt der Inder eigentlich nicht? Das sind doch Freaks, Gewürz-Freaks. Wahrscheinlich hat der Inder gar keine Geschmacksnerven und wahrscheinlich auch keine Speiseröhre mehr. Denn ein Leben lang nur scharf zu essen, dass hält doch selbst der Inder nicht aus.

Etwa ein Drittel des Eisbergs habe ich mir dann noch gegönnt, die bunten Kügelchen aber schön zur Seite bugsiert. Meine Warnung diesbezüglich beherzigte die bessere Hälfte, während sie nach einer knappen dreiviertel Stunde eine halbe Portion bewältigt hatte.
Ihre Gesichtsfarbe tendierte wieder gegen normal und wir beschlossen, den Rest der Arktis einfach schmelzen zu lassen. Auch auf die Gefahr hin, dass in Holland heute Land unter wäre. Alles in allem gesehen wars ja durchaus lecker, aber wirklich nur Hartgesottenen zu empfehlen.

Heute Abend gibts dann Schweinebraten mit Knödeln, sicher ist sicher…

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Einladung zum Essen

nurmalsoSo etwas liebe ich ja…

So ab und zu nimmt die bessere Hälfte mich auch mal mit, wenn sie mit Freunden zum Essen verabredet ist. Zumindest dann wenn ich auch zu Hause bin… In unregelmäßigen Abständen gehts dann entweder zum Spanier, zum Italiener, zum Kroaten oder gutbürgerlich deutsch. Mir isses eigentlich schnuppe wohin, mir schmeckt es dort überall. Sonst ginge ich auch nicht dort hin…

Aber mit einer Dämlichkeit aus unserem Freundeskreis gehe ich überhaupt nicht gerne auswärts essen. Denn Madame ist nicht nur sehr wählerisch, auch sehr kritisch. Zugegeben, kochen kann sie. Allerdings gehört sie scheinbar zu den Menschen, denen man es überhaupt nicht oder nur sehr schwer recht machen kann. Denn wenn man mit Madame essen geht, dann beschränkt sich die Unterhaltung auch nur übers Essen.

Denn Madame findet an jedem Essen etwas auszusetzen und Madame diskutiert gerne und sehr ausführlich übers Essen. Hauptsächlich über das, was ihr nicht geschmeckt und das, was sie anders gewürzt oder generell anders zubereitet hätte. Und ich gehöre eher zu den Typen, die wenn es ihnen schmeckt aufessen und wenn es nicht schmeckt das Essen stehen lassen. So einfach ist das…

Ich benötige keine Diskussionen welches Gewürz in welcher Menge enthalten sein muss und auch keine noch so anders gearteten Zubereitungsmöglichkeiten. Und erst recht keine Diskussionen übers Essen wenn ich pappsatt da sitze und überhaupt keinen Bock mehr habe zu reden. Vor einiger Zeit habe ich über diese „Problematik“ mit der besseren Hälfte diskutiert und sie gebeten, auf Einladungen von Madame und männlichem Anhang zu verzichten. Hat sie allerdings scheinbar überhört, denn knapp 14 Tage später trafen wir uns wieder.

Diesmal ging es zum Italiener und Italiener heißt für mich Pizza. Klar gibt es dort noch eine Menge anderer leckerer Sachen doch die kann ich auch daheim essen. Kochen kann das Weibchen nämlich auch… Aber diese Pizza schmeckt mir immer besonders gut, weshalb ich den Vorschlag machte. Die anderen hatten sich diverse unterschiedliche Gerichte bestellt, ich blieb trotz des mitleidigen Blickes der besseren Hälfte bei meiner Pizza. Auch ihr „Du kannst doch auch mal etwas anderes bestellen“ zeigte bei mir keine Wirkung, Mann ist halt ein Gewohnheitstier.

Und als das Essen serviert wurde, kam es wie es kommen musste. Dieser leidige Monolog was ihrer Meinung nach irgendwo fehlte, was sie dem Koch irgendwann einmal dringend sagen müsse und was sie generell anders zubereiten würde ging mir schon nach 2 Bissen mächtig auf den gefaltenen Hautfortsatz zwischen den Oberschenkeln. Und so habe ich mir meinen Teller samt Besteck gepackt, ein freundliches „Sorry“ gemurmelt und mich verdrückt. Vor die Eingangstür, dort wo der Stehtisch für die Raucher deponiert worden war. Und dort habe ich mir meine Pizza schmecken lassen, ohne blöden Kommentar.

Toni der Kellner brachte mir zwischenzeitlich noch mein Bier heraus und berichtete, dass die Diskussion am Tisch wohl jetzt über mich geführt würde. Er hätte so etwas mitbekommen… Das Madame bei meiner Rückkehr zum Tisch keines Blickes würdigte und auch auf der Rückfahrt kein Wort mit mir wechselte – wen interessierts? Das ihr Anhang mich in dieser Zeit nur zweimal kurz angrinste – geschenkt. Das die bessere Hälfte danach fast 2 Tage nicht mehr mit mir gesprochen hat erübrigt sich, ich fands erholsam. Vielleicht hätte sie mir auch mal lieber besser zugehört, dann hätte man das alles vermeiden können.

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