Wer spricht eigentlich noch Kölsch? Stirbt ein Dialekt aus?

lupeIch komme ja ziemlich viel in der Republik herum.

Und was mir immer wieder auffällt ist, dass in anderen Regionen Deutschlands viel selbstverständlicher Dialekte gesprochen werden. Warum ist die Mundart bei uns in Köln nicht genau so allgegenwärtig wie zum Beispiel bei Schwaben oder Bayern? Wenn ich mal von meinem Freundes- und Bekanntenkreis ausgehe, dann sprechen außer mir vielleicht noch 5 andere mehr oder weniger unseren kölschen Dialekt.

Gerade bei der jüngeren Generation scheint Kölsch nur eine sehr zweitrangige Rolle zu spielen. Was zum einen sicherlich auch schon schulisch bedingt ist, denn in den Schulen wird nun mal hochdeutsch gesprochen. Zum anderen ist auch der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund sehr hoch und die dürften sich nur in den seltensten Fällen dafür interessieren, noch eine „Fremdsprache“ zu erlernen.

Zum großen Teil sprechen die Älteren noch regelmäßig Dialekt, wobei das wirklich alte Kölsch nach und nach ausstirbt. Selbst ich nutze nicht alle alten Begriffe, die die Mundart so hergibt. Viele verstehen zwar den Dialekt, sprechen ihn aber nicht. Und manchmal habe ich wirklich das Gefühl, dass der Dialekt Kölsch als unanständige Ausdrucksform gesehen wird.

Ich kenne auch noch einige Ältere, die wirklich nur Kölsch sprechen und mit Hochdeutsch so ihre Probleme haben. Das Gefühl habe ich allerdings auch teilweise, wenn ich in gewisse Regionen in Bayern oder Baden-Württemberg reise. Mit den Betagten stirbt auch nach und nach der Dialekt. Trotzdem vermittelt einem dort der gesprochene Dialekt das Gefühl, dass die Leute sich dort heimisch fühlen. Man ist stolz auf seinen Dialekt und man spricht ihn auch ganz selbstverständlich.

In Stuttgart wird sogar mit dem schwäbischen Dialekt geworben: „Wir können alles außer Hochdeutsch.“ Sicher spricht man bei uns in Köln auch Dialekt, etwa im Karneval. Führt man allerdings geschäftliche Gespräche, so werden diese vorrangig in Hochdeutsch abgewickelt. Oder wie man bei uns sagt: Kölsch met Knubbele. Denn zum beispiel die Wörtchen „Ich“, „Das“ und „Was“ werden im allgemeinen zu „Isch“, „Dat“ und „Wat“, eine Eigenart des Rheinländers auch in anderen Regionen.

Auch in der Metzgerei, der Bäckerei oder beim Discounter an der Kasse sprechen selbst die älteren Kölner Hochdeutsch. Oder versuchen es zumindest. So als würde man sich schämen, auch dort Kölsch zu sprechen. Dies ist in anderen Bundesländern ganz anders, da hat verloren wer den Dialekt nicht beherrscht. Ein sehr schönes Beispiel bieten da die Mitarbeiter eines Großkunden in dessen Filiale in Cham, tiefster Bayrischer Wald, etwa 20 Kilometer vor der tschechischen Grenze.

Jedesmal wenn ich dort hin komme und versuche, mich in Hochdeutsch – mit regionaler Kölner Einfärbung – verständlich zu machen, ernte ich ein „I versteh sie net!“ Dabei muss ich allerdings bei jedem Satz auch mindestens dreimal nachfragen, was denn jetzt gemeint ist. Denn die örtliche Klientel blubbert munter tiefstes niederbayrisch und gibt sich scheinbar auch gar keine Mühe, verstanden zu werden. Man spricht Bayrisch, wobei selbst Münchner dort nicht alles verstehen.

Bei uns gilt die Mundart – Karneval mal ausgenommen – bei vielen als ungebildet und sogar vulgär. Selbst regionale Radio-und Fernsehsender verbreiten keinen Dialekt, Hochdeutsch ist die „schöne“ Sprache. Auch wenn der Dialekt Kölsch teilweise viel besser klingt. Warum wird in Köln nicht mit so einer Selbstverständlichkeit Dialekt gesprochen wie in anderen Bundesländern?

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