Katar

Unbedachte Äußerungen und ihre Folgen – Sandro Wagner und Jürgen Klinsmann

In den vergangenen Tagen gab es ja Aufregung um 2 ehemalige deutsche Nationalspieler. Im Social Network gab es – soweit ich es beobachten konnte – sehr viel Tohuwabohu darum, allerdings auch gegensätzliche Meinungen.

So hatte Sandro Wagner als WM-Experte mit einem Blick hinter sich geäußert: „Vorhin habe ich gedacht, die ganze Kurve ist voller Deutschland-Fans. Dann habe ich erst gemerkt, das sind die katarischen Bademäntel.“ Das schlug offenbar bei den Fernsehzuschauern große Wellen und es hagelt Beschwerden. Noch mehr eckte Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann an, der dem Iran nach dem dem Spiel gegen Wales als Experte im britischen TV-Sender BBC eine unsaubere Spielweise vorgeworfen und gesagt hatte, dies „sei Teil ihrer Kultur“.

Gut, beides blöde Sprüche. Doch ich bezweifele, dass weder Wagner noch Klinsmann damit wirklich böses sagen wollten. Die Gewänder der Kataris sind natürlich keine Bademäntel, eine Bezeichnung die quasi im „Affekt“ gewählt wurde. Und hätte Klinsmann statt „Teil ihrer Kultur“ einfach „Teil ihrer Spielweise“, dann hätte sich wahrscheinlich kein Schwein darüber aufgeregt.

Ich schwenke mal um 2 – 3 Jahrzehnte zurück. Da äußerte ein Sportreporter bei einem Spiel der deutschen Mannschaft gegen Italien, dass die Italiener – die beim leisesten Kontakt über den Platz flogen – wahrscheinlich vorher Schauspielunterricht genommen hätten. Da regte sich allerdings niemand drüber auf und niemand war beleidigt.

Heutzutage werde ich manchmal das Gefühl nicht los, dass man das Haar in der Suppe sucht, jede Äußerung auf die Goldwaage legt, um bloß jemandem ans Bein pinkeln zu können. Da ist jemand beleidigt, weil jemand anderem nicht der rechte Begriff für seine Kleidung bekannt war, dort ist jemand beleidigt weil gleich eine ganze Kultur vermeintlich verunglimpft wird. Also wirklich Leute, jetzt lasst doch mal die Kirche im Dorf!

Muss denn wirklich hinter jedem – vielleicht etwas unbedachten – lockeren Spruch irgendein rassistischer oder anderweitiger böser Gedanke vermutet werden? Da traut man sich ja fast nicht mehr den Mund aufzumachen aus Angst, man könnte wieder jemandem auf den Schlips treten. Am Wochenende werde ich mal mit Freizeithose rausgehen und wehe jemand sagt zu mir, es wäre eine Jogginghose.

Ich habe mir fest vorgenommen in diesem Fall – ob kulturell oder persönlich – beleidigt zu sein. Denn die Artikelbezeichnung lautete Freizeithose. Manchmal habe ich schon das Gefühl, die ganze Welt tickt nicht mehr richtig…

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Winterolympiade und Fußball-WM – Ohne mich!

nurmalso

Gleich zwei sportliche Großereignisse stehen in diesem Jahr auf dem Kalender.

In Peking werden am 04. Februar die 24. Olympischen Winterspiele eröffnet und in Katar wird am 21. November die 22. Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft angepfiffen. Beide Veranstaltungen sind für die teilnehmenden Sportler sicher Highlights ihrer Karriere, doch beide Veranstaltungen werden auch sehr kritisch betrachtet.

Bei den Olympischen Winterspielen in Peking drohen nicht nur wegen Corona eher eingeschränkte Wettbewerbe. Im Vorfeld wurden der autoritären Regierung Menschenrechtsverletzungen angelastet und ausländische Journalisten klagen über massive Behinderungen ihrer Arbeit durch Drohungen und Zutrittsverbote. Die Sportstätten werden hermetisch abgesperrt, ein Kontakt zu den Athleten nicht möglich. Fraglich ob sich dies während der Wettkämpfe ändern wird…

Zumindest einige Regierungen zeigten jetzt zumindest Reaktionen in dem sie ankündigten, keine diplomatischen Vertreter zu den Spielen zu senden. Dies wird zwar die chinesische Führung kaum nennenswert beeindrucken und sie wird diese Winterolympiade dazu nutzen, zu welchem Zweck man sie ins Land geholt hat. Nämlich China ins gewünschte rechte Licht zu rücken, koste es was es wolle und mit allen Mitteln.

Sehr traurig dass das IOC mit ihrem deutschen Präsidenten Thomas Bach, einst selbst Olympia-Teilnehmer, es nicht geschafft hat, eine klare Haltung zu den erhobenen Vorwürfen zu kommunizieren. Scheinbar ist der heutige Spitzensport so kommerzialisiert, dass moralische Bedenken in den Hintergrund treten müssen und von vielen Verantwortlichen totgeschwiegen werden.

Gleiches gilt für die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Ein solches Großereignis in ein fußballerisches Entwicklungsland zu vergeben und einen Wettbewerb, der immer in den Sommermonaten stattgefunden hat angesichts der vorherrschenden Sommer-Gluthitze in Katar kurzerhand in die Vorweihnachtszeit zu verlegen zeigt schon, dass da sicherlich viel Geld im Spiel war.

Auch die UEFA schaut angesichts öffentlicher Vorwürfe bezüglich Menschenrechtsverletzungen, diskriminierender Gesetze gegen Frauen und Homosexuelle und Tausender Toter bei der Errichtung der Sportstätten im Gastgeberland genauso weg wie das IOC, wobei dieses Schweigen wohl auch in den Geldbörsen vieler UEFA-Funktionäre spürbar sein dürfte. Geht man einmal davon aus dass die Heim-WM in Deutschland auch mit ein paar Millionen „vorfinanziert“ wurde, dann dürfte da von den Scheichs schon erheblich mehr geboten und geflossen sein.

Zumindest dürfte den Herren Berufsfußballspielern in Katar Gängelungen wie in China eher weniger drohen. Bleibt abzuwarten wann die Olympischen Winterspiele in Nordkorea und die Fußball-WM in Indien stattfindet. Wenn der Preis stimmt, ist das sicherlich nicht unmöglich. Und den Damen und Herren vom IOC und der UEFA dürfte relativ egal sein, von wem sie ihre Nebeneinkünfte beziehen.

Obwohl ich ein großer Sportfan bin, werde ich mir die Winterolympiade nicht nur wegen der Zeitdifferenz nicht ansehen. Auch die Fußball-WM steht nicht auf dem TV-Plan, mit WM im Winter kann ich nichts anfangen. Ich würde mich wirklich freuen wenn ich es noch erleben würde, dass man solche Veranstaltungen zukünftig in Länder vergibt, mit deren Werten man sich identifizieren kann und die nicht mittels Geld und der Unterstützung der entsprechenden Verbände ihre Ideologien verbreiten.

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Die Türkei kauft Sportler ein

nurmalso

Allgemein ist es seit langem üblich, auch Sportler die gebürtig aus einer anderen Nation stammen, für Deutschland starten zu lassen. Im allgemeinen findet diese „Einbürgerung“ aber auf Wunsch der Athleten statt, die beispielsweise durch Flucht oder Heirat jetzt ihr neues „Heimatland“ bei uns gefunden haben.

Doch was Staaten wie beispielsweise die Türkei in dieser Hinsicht betreiben, das sprengt dann doch den Rahmen. Wie etwa jetzt bei den am Sonntag beendeten Europameisterschaften der Leichtathleten, dort standen im EM-Aufgebot der Türkei unter anderem sieben gebürtige Kenianer, zwei Jamaikaner, zwei Äthiopierinnen, ein Kubaner, ein Aserbaidschaner, ein Ukrainer und eine Südafrikanerin. Die alle erst vor kurzem ohne viel Bürokratie eingebürgert wurden und oft auch gleich türkische Namen bekamen.

Vor allem dank der eingebürgerten Athleten räumten die türkischen Leichtathleten in diesem Jahr richtig ab. Zwölf Medaillen, viermal Gold, fünfmal Silber und dreimal Bronze, holte das „türkische“ Leichtathletik-Team in Amsterdam und das reichte immerhin zu Platz vier im Medaillenspiegel. Und man holte genauso viel Medaillen wie bei den vorherigen 22 Europameisterschaften zusammen. Allerdings zählte zu den Medaillengewinnern nur ein gebürtiger Türke.

Von vielen dieser Neu-Türken ist bekannt, dass sie sogar weiter in ihren Geburtsländern leben und trainieren und nur zu den entsprechenden Wettkämpfen anreisen. Das Problem ist generell im Sport nicht neu. Auch Staaten wie die Emirate Bahrain oder Katar locken Sportler mit üppigen finanziellen Angeboten an. So etwa im vergangenen Jahr, da bürgerte Katar kurz vor der Handball-WM im eigenen Land zahlreiche Weltklassespieler aus verschiedenen Nationen ein und verlor erst im Endspiel gegen Frankreich.

In der Leichtathletik macht der Weltverband IAAF es den Sportlern einfach, das „Heimatland“ zu wechseln. Eigentlich sind Sportler bei einem Wechsel der Nationalität drei Jahre lang für internationale Wettbewerbe gesperrt. Einigen sich die beteiligten Verbände aber untereinander, etwa durch eine großzügige Zahlung, muss der Athlet nur noch ein Jahr pausieren.

Wenn das weiter Schule macht, werden demnächst sicher noch andere Verbände auf Einkaufstour gehen und wer am besten bezahlt, der sichert sich die Dienste der Stars. Das Interesse der Zuschauer am Sport geht dann allerdings den Bach hinunter, wenn man diesen Gebaren seitens des Weltverbandes nicht langsam mal einen Riegel vorschiebt.

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