Zwei junge Prachtexemplare

nurmalsoKinder, auch so ein Thema.

Die beiden Prachtexemplare die zusammen mit ihrer Mutter gestern Abend den Nebentisch besetzten, waren von einem ganz besonderen Kaliber. Geschätzte 5-6 Jahre jung, hyperaktiv und eine Schnauze am Kopp wie zwei Große. Sagen ließen sie sich eigentlich überhaupt nichts, eher wurde über alles diskutiert. Aber was heißt diskutiert, sie ignorierten die Einwände ihrer Mutter einfach. Und die war sichtlich mit den Nerven zu Fuß. Nein, mehr als das, sie war vollkommen fertig und den Tränen nahe.

Mit Kindern ein Restaurant zu besuchen ist immer so eine Sache. Die meisten verhalten sich ja ruhig, bis auf gelegentliche Aussetzer. Wenn man aber zwei solche Prachtexemplare wie diese beiden Knaben in die Welt gesetzt hat, dann ist man schon ein wenig gestraft. Vielleicht hat man auch in sachen Erziehung einiges falsch gemacht, jedenfalls ist da an eine ruhige Minute nicht zu denken.

Die beiden gingen schon in den ersten Minuten auf Wanderschaft. Gerade als ihre Mutter die Speisekarte studierte, nutzten sie dies für den ersten Ausflug. Erstmal am nächstbesten Tisch die ersten Leute anquatschen, was ja generell nicht so tragisch ist. Den Ruf ihrer Mutter wieder am Tisch zu erscheinen qittierte der erste mit einem markerschütternden Schrei, der zweite mit einem höflichen „Nein, du Arschloch.“

Spätestens da hätte ich mir die beiden gepackt und mal für 5 Minuten an die Wand getackert. Die Mutter, der dies sichtbar peinlich war, packte dann die beiden nur am Arm und setzte sie per Muskelkraft an den Tisch. Doch sie hatte kaum die Speisekarte wieder in der Hand, da büchste der erste wieder aus, diesmal in meine Richtung. Und saß ruckzuck neben mir…

Ich hatte gerade mein Tablet ausgepackt und war im Begriff, noch ein wenig durchs Netz zu streifen. Und schon hatte der Knabe die Finger an dem Ding. So etwas kann ich aber partout nicht leiden und deshalb habe ich ihn freundlich angelächelt, mir dann seine Fingerchen gepackt und ihm dann leise mitgeteilt, dass ich sie ihm beim nächsten Versuch brechen würde. Darauf folgte wieder ein markerschütternder Schrei.

Allerdings kam er nicht zu seinem Versuch und behielt folgerichtig eine funktionsfähige Hand, denn seine Mutter stand plötzlich neben uns, entschuldigte sich bei mir, packte ihren Filius und zerrte ihn wieder an den Tisch. Das passierte natürlich wieder unter lautem Geschrei, verbunden mit ein paar gar nicht netten Schimpfwörtern. Es folgte eine Standpauke, die natürlich auch ignoriert wurde, danach machte sie einen dritten Versuch etwas aus der Speisekarte auszusuchen. Was die beiden Schmuckstücke dann auch wieder zum Anlaß nahmen auszureißen. Und dann war plötzlich wieder Ruhe im Schacht…

Denn die Mutter feuerte mit einem Fluch die Speisekarte hin, sprang wie von der Tarantel gestochen auf, sammelte ihre Zwerge ein und verschwand durch das Loch, dass der Maurer in der Wand gelassen hatte. Und dann konnte man an jedem Tisch das Getuschel über die drei hören, denn entgangen sein konnte es wohl niemandem. Mal ganz davon abgesehen, dass Erziehung sicher das eine ist, das andere ist aber auch, solchen Prachtexemplaren mal ein wenig Benehmen beizubringen, ohne sie dafür durch sämtliche Ecken prügeln zu müssen.

Ich habe ja eigentlich auch die Ruhe weg, aber bei den beiden – na ich weiß nicht. Wahrscheinlich hätte ich beide schon im Keller angekettet…

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