Rolltreppe

Türsteher – Eine Berufung

nurmalso

Der Beruf des Türstehers wird ja in unserer Gesellschaft immer noch eher zwiespältig betrachtet.

Nicht zu Unrecht, denn der Türsteher ist häufiger in den dunklen Stunden des Tages anzutreffen als eine Fledermaus. Er sorgt dafür, dass Personen nicht in einen bestimmten Raum herein dürfen, in den sie gerne herein kommen würden. Es gibt aber auch Türsteher die arbeiten tagsüber und eines vergisst der Türsteher nie: Die Tür ist sein Revier!

Der Typ letzte Woche war garantiert auch Türsteher. Vielleicht nicht hauptberuflich, aber sicher im Nebenjob. Mit lässigem Gang schlenderte er in Richtung Ausgang Domseite unseres Kölner Hauptbahnhofs. Wahrscheinlich war er zum ersten mal in einer etwas größeren Stadt, eventuell gerade aus Aurich angereist.

Er nähert sich nun den Ausgangstüren zum Bahnhofsvorplatz, immer noch mit angemessener Geschwindigkeit, immerhin ist er ja nicht nach Köln gekommen um sich den Hauptbahnhof anzuschauen. Er sucht sich eine der Türen aus, tritt dann aus der Tür genau einen Schritt heraus um dann, also einen Meter hinter der Tür, eine feste Standposition einzunehmen.

Dann beginnt er damit, sich von dieser Standposition aus einen Überblick über die Umgebung zu verschaffen. Angesichts des für ihn schnell als Dom identifizierten Kirchengebäudes auf der gegenüber liegenden Platzseite richtet sich seine Aufmerksamkeit schnell in diese Richtung. Denn in Aurich gibt es keinen Dom, wahrscheinlich nicht einmal eine erwähnenswerte Kirche.

Und dann beginnt der Türsteher damit, in aller Herrgottsruhe aus einer seiner zahlreichen Jackentaschen einen digitalen Fotoapparat zu fingern. Schließlich will er ja auch ein wenig angeben, wenn er wieder daheim ist. Dass sich hinter ihm der Publikumsverkehr langsam anstaut, das interessiert ihn weniger. Schließlich ist er der Türsteher, er entscheidet wer rein und in diesem Fall auch heraus kommt.

Seelenruhig packt er unseren Dom in digitale Pixel, im Hoch- und im Querformat. Während sich hinter ihm die ersten mühsam vorbei quetschen. Nun muss man dazu sagen, dass die Ein- und Ausgangstüren des Kölner Hauptbahnhofs gerade während der Morgen- und Nachmittagsstunden relativ hoch frequentiert werden, schließlich wollen tausende Berufspendler zu ihrem Arbeitsplatz und abends wieder nach Hause.

Hätte der Türsteher nur 2 oder 3 Schritte mehr gemacht, dann stände er nun auf dem Bahnhofsvorplatz und alle hinter ihm hätten wenigstens die Chance gehabt, sich ihren Weg um den Türsteher herum zu suchen. Natürlich gibt es diese Spezies nicht nur bei uns in Köln, sondern sicherlich auch an vielen anderen Orten der Republik.

Ein sehr guter Kumpel des Türstehers ist übrigens der Rolltreppenstauer. Dieser fährt mit der Rolltreppe eine Etage hinauf und bleibt dann genau am oberen Ende der Rolltreppe stehen, um sich erst einmal einen Überblick über das frisch eroberte Neuland zu verschaffen. Aber über diese Spezies erzähle ich euch ein andermal, das würde jetzt zu weit führen…

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Unerwartete Hilfe

daumen

Manchmal bekommt man Hilfe von Leuten, von denen man es eigentlich gar nicht erwartet hätte…

Gestern am frühen Abend konnte ich ein sehr gutes Beispiel beobachten. Ich bin ja diese Woche wieder unterwegs und deshalb mit der S-Bahn vom Hotel ins Stadtzentrum gefahren, um mich dort mit ein paar Freunden zu treffen. Die junge Dämlichkeit neben mir schnabuliert an ihrem Hamburger, während sie mit der rechten Hand das Handy hält, welches das Gespräch mit der Freundin aufrecht erhält. Natürlich für alle exklusiv zum mithören…

Die Unterhaltung der beiden reicht von der Aufzählung ihrer Klamotten im Kleiderschrank bis zu „Wir sehen uns in ein paar Minuten.“ Der Knabe mir gegenüber hat eine ungetrübte Freude an der Musik, die aus seinem mp3-Player schallt. Eigentlich müsste er bei dieser Lautstärke schon taub sein, denn selbst ich kann jede Silbe verstehen. Und das trotz Kopfhörer…

Die junge Mutter neben ihm hat es sehr schwer, ihren quengelnden Filius auf dem Schoß zu beruhigen. Die Tüte Gummibärchen ist leer gefuttert und in der S-Bahn kann man die Luft fast schneiden. Aber er zickt immer noch herum… Dazu ist sie noch reichlich mit Tüten beladen und auch der Kinderwagen, der ein Stück weiter steht, ist voll beladen. Sie wird doch wohl bei diesem Sauwetter nicht shoppen gewesen sein?

Die zahlreichen Berufspendler strömen hektisch nach draußen und drängeln ist durchaus angesagt. Durch den Kinderwagen entsteht ein kleiner Stau, während von hinten munter weiter geschoben wird. Als alle ausgestiegen sind, entsteht wiederum an der Rolltreppe ein Menschenknäuel, weil scheinbar jeder zuerst nach oben möchte. Etwa drei Meter vor mir sehe ich das Weibchen mit dem Filius, welches umständlich versucht sich mit dem Junior auf dem Arm und den Taschen in der anderen ihren Platz zu sichern.

Und da kommen plötzlich die Dämlichkeit, die eben noch so intensiv telefonierte und der junge Musik-Fan, schnappen sich den Kinderwagen und helfen unserer bepackten Mutter aus der Misere. Ganz von alleine, ohne Aufforderung. Da behaupte nochmal jemand, dass Handyfreaks und Musikliebhaber nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekommen. Das Wort Hilfe scheint zumindest noch bekannt zu sein…

Ich fand die Aktion klasse, obwohl sie eigentlich keiner speziellen Erwähnung bedürfen würde. Aber leider ist nicht jeder bereit, in entscheidenden Situationen auch mal ungefragt zu helfen…

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