Beamtendeutsch und was es bedeutet

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Jeder hat ja sicherlich schon mal ein Schriftstück einer Behörde erhalten und sich über die teilweise doch sehr gewöhnungsbedürftigen Formulierungen gewundert. Im Optimalfall verstand man dann wenigstens, was die Behörde einem mitgeteilt hat. Im weniger optimalen Fall kann es allerdings auch passiert sein, dass man nur noch „Böhmische Dörfer“ verstanden hat. Wahrscheinlich muss man dann zwischen den Zeilen lesen oder einen Freund haben, der Beamter ist und übersetzen kann.

Beamte haben ja nicht den allerbesten Ruf. Woran das liegt – keine Ahnung. Vielleicht am Umgang mit ihrer Klientel, der sie ja eigentlich behilflich sein sollen. Auch ich habe öfter mal mit bestimmten Behörden zu tun und mich so manches mal über mürrische Fragen oder patzige Antworten geärgert. Deshalb hier mal eine kleine Zusammenstellung für diejenigen, die in Zukunft mit einer Behörde zu tun haben und nicht wissen, was das gegenüber eigentlich sagen will.

Hört man zum Beispiel „Das haben wir immer schon so gemacht“, so bedeutet diese Redewendung lediglich, dass der Beamte dem ratsuchenden Bürger die Erläuterung einer Fülle von Gesetzesvorschriften ersparen möchte, die das Handeln des Beamten begründen würden. Hingegen wird dem Bürger mit dem Satz „Das haben wir noch nie so gemacht“ nur klar gemacht, dass es für sein Anliegen noch keinen adäquaten Präzedenzfall gibt.

Wird der Bürger ungeduldig und fragt deshalb noch einmal nach, dann kann man auch schon einmal ein entrüstetes „Was glauben sie eigentlich wer síe sind?“ vernehmen. Das ist dann die Aufforderung an den Bürger, sich des dem im Grundgesetz verankerten Gleichheitsgrundsatzes zu erinnern. Besonders beliebt ist unter Beamten der Satz „Da könnte ja jeder kommen…“ Dies ist ein dezenter Hinweis an den Bürger, dass eine besondere Behandlung seines Anliegens eine unerwünschte Vorbildwirkung nach sich ziehen könnte.

„Sie sind nicht der einzige Fall den wir hier bearbeiten“ dient hingegen dazu, den Bürger im Falle einer negativen Erledigung seines Anliegens verbal zu vertrösten. „Wenn ich ihnen das erlaube, dann wollen das alle haben“ folgt zumeist anschließend als Erläuterung, weshalb Ausnahmen infolge deren Widerspruchs mit dem Gleichheitsgrundsatz grundsätzlich nicht möglich sind. Und wenn alle Stricke reißen flüchtet sich der Beamte in ein lapidares „Für so etwas ist kein Geld da“, was nichts anderes bedeutet dass wenn ein Anliegen aus sachlichen Gründen nicht abgewiesen werden kann, ihm diese Redewendung aber einen allgemein verständlichen Ausweg bietet.

Gern und immer wieder nutzt der Beamte auch „Dafür bin ich (leider) nicht zuständig.“ Dieser Satz ist im Prinzip die Kurzform für „Gemäß der Geschäftseinteilung für die Stadtverwaltung der Stadt usw. usw…“ Lässt der Bürger trotzdem nicht locker, erfolgt oft ein „Da muss ich erstmal mit meinem Vorgesetzten drüber reden.“ Was wiederum nichts anderes bedeutet, als das der Bürger sich gefälligst an den strikt einzuhaltenden Dienstweg und die vorgegebene interne Hierarchie zu halten hat.

Letztens hörte ich auch zum ersten Mal „Wenn ich alles wüsste, säße ich bestimmt nicht hier.“ Das war auch für mich neu und ich habe es so interpretiert: Es war eine Aufforderung an mich, mich mit dem Niveau meines Anliegens an den auf Grund der Besoldung des Beamten zu erwartenden mentalen Möglichkeiten des Staatsdieners zu orientieren. Beamtendeutsch kann eben auch einfach sein…

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