Schule

Heissa heut ist Wandertag

nurmalsoGab es bei euch in der Schule auch einen Wandertag?

Was heutzutage millionenfach freiwillig geschieht, dazu musste man als Schüler fast gezwungen werden. Heute bevölkern Stöcke schwingende Männlein und Weiblein aller Altersklassen unsere deutschen Wälder und das in schöner Regelmäßigkeit. Früher wurde der Wandertag in Schulen veranstaltet, zum einen um den Schülern etwas Abwechslung vom tristen Schulalltag zu bieten, zum anderen um den Lehrern einen zusätzlichen freien Tag zu schenken.

Stand der Wandertag auf dem Stundenplan, dann wanderten gleich mehrere Schulklassen gleichzeitig. Morgens wurde man in mehrere Busse verfrachtet und dann ging es Richtung Eifel, Westerwald oder auch mal nur durch den nahe gelegenen Königsforst. Allerdings hatte man auch immer mal die Möglichkeit sich vom wandernden Volk abzusondern und statt durch die Botanik ins Kino oder in die nächstgelegene Eisdiele zu wandern.

Da der Lehrkörper am Wandertag zumeist nicht in voller Sollstärke antrat, war die Aufsicht natürlich oft im strategischen Nachteil. Normalerweise wurde am Wandertag das Motto ausgegeben, dass alle Spaß haben sollten. Leider hielt sich nicht jeder Lehrer daran und einige bösartige Exemplare der Gattung Pädagoge platzierten sich selbst in eine gemütliche Kneipe und ließen ihre Schüler lieber selbstständig durch das Gebirge oder den Wald jagen.

Mit der Erfahrung des Alters denke ich allerdings dass der Wandertag nur ein Vorwand ist/war, um den Schülern auf diese Art alles heimzuzahlen, was die Lehrer wegen ihnen durchmachen mussten. Aber jetzt mal ganz doof gefragt: Gibt es heute eigentlich noch einen Wandertag in Schulen? Ich frage, weil mir heute in der Nähe von Pforzheim ein ganzes Rudel Jungspunde mit Aufsichtspersonen und entsprechender „Ausrüstung“ entgegen kam…

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Schulzeit oder Leidenszeit?

papierSchulerlebnisse…

Meinen schulischen Werdegang kann man alles in allem als durchwachsen bezeichnen. Das Lernen an sich war da noch das geringste Problem, eher die Anwesenheit. Dabei hatte ich es in frühen Jugendzeiten gar nicht erwarten können, endlich in die Schule zu kommen. Von meinen Eltern war mir nämlich vorgespiegelt worden, Schule sei etwas ganz tolles. Aber schon wenige Wochen nach der Einschulung bemerkte ich, dass ich in diesem Punkt schändlich belogen worden war.

Schule war für mich immer etwas, wofür man furchtbar früh aufstehen musste. Die Schule war ein Ort, an dem es so chaotisch zuging, so dass die überforderte Grundschullehrerin mich öfter einmal den schlimmsten an die Tafel malen lassen musste, damit mit dem Rest der Klasse wenigstens im Ansatz ein Unterricht stattfinden konnte. Und schließlich war die Schule ein Ort, wo unter den Kindern nur derjenige etwas galt, der gut Fußball spielen konnte. Zumindest da hatte ich bei meinem Sportlehrer einen Stein im Brett.

Zu den Highlights meiner Grundschulzeit gehörte der Religionsunterricht bei Pfarrer Kirsch. „Guten Morgen, Herr Pfarrer“ mussten wir ihn zu jeder Religionsstunde begrüßen. Und uns nach Beendigung der Stunde auch wieder im Chor von ihm verabschieden. Doch an einem Tag, ich war mittlerweile in der vierten Klasse, blieb ich stumm. Ich lag zum Unterrichtsende nämlich unter dem Tisch und war kaum bei Bewußtsein. Vorausgegangen war eine überaus detaillierte Schilderung der Leiden Christi…

Bei der Kreuzigung seien die Nägel nämlich nicht durch die Handflächen getrieben worden, wie man es auf Bildern immer sehe. Nein, dies würde am Kreuz ausreißen, wenn das Gewicht eines erwachsenen Mannes daran hinge. Deshalb beschrieb er uns äußerst wahrheitsgetreu, man habe die Nägel gleich neben dem Handgelenk zwischen Elle und Speiche durchs Fleisch gebohrt. Dort, wo auch die Nervenbahnen verlaufen würden, was natürlich bestialische Schmerzen zur Folge gehabt hätte.

Das war dann für eine zartbesaitete Natur wie mich zuviel. Dem kleinen Hansi wurde schlecht und er rutschte unter den Tisch. Was den Pfarrer allerdings nicht daran hinderte, unbeirrt mit seinem Unterricht fortzufahren, wie man mir nach meiner Ohnmacht berichtete. Erwähneswert wäre vielleicht auch noch das Krippenspiel, das wir im dritten Schuljahr aufführen sollten. Meine Klassenlehrerin, eine gebürtige Holländerin, hatte mir die Rolle des Josef zugedacht. Es wurde auch ein großer Lacherfolg, da ich den mir zugedachten Text eigenhändig umgestaltete und das ganze in Kölner Mundart darbot. Was nicht nur meine Nebendarsteller entsprechend irritierte, sondern mir nach Beendigung der Vorstellung und dem noch anhaltenden Applaus der anwesenden Zuschauer auch eine Ohrfeige meiner holländischen Aussiedlerin Klassenlehrerin einbrachte. Kunstbanausin…

Wenn ich gerade nicht ohnmächtig war oder Theater spielte, saß ich während der Grundschuljahre meistens brav im Unterricht, hörte zu und hatte ohne erheblichen Aufwand ganz ordentliche Noten. Dementsprechend groß war die Überraschung, als dies nach dem Schulwechsel zur weiterführenden Schule plötzlich nicht mehr funktionierte. Das mag zum einen an einem mir äußerst unsympathischen Klassenlehrer gelegen haben, zum anderen war ich es nicht gewohnt, die nachmittägliche Fußball-Freizeit mit Tätigkeiten wie z.b. Vokabellernen zu vertauschen. Und ich machte auch vorerst keine Anstalten mich umzugewöhnen.

So bedurfte es lediglich dreier Mathearbeiten bis zur ersten Sechs. „Errare humanum est“ (Irren ist menschlich) hatte ich unter die letzte geschrieben. Dies imponierte zwar meiner Mathelehrerin sehr, weil wir nämlich zu diesem Zeitpunkt noch gar kein Latein hatten, erboste sie aber umso mehr, weil dies das einzige fehlerfreie in der ganzen Arbeit war. Leider war auch in den nachfolgenden Schuljahren Vokabeln lernen und Hausaufgaben machen gefragt. Hinsichtlich meiner Arbeitsmoral war die Beschreibung meiner Englischlehrerin recht treffend: „Eigentlich müßte über dir ein schwarzer Fleck an der Decke sein, Hans. So sehr stinkst du vor Faulheit zum Himmel!“ In der Folgezeit benutzte ich dann ein Deodorant um nicht allzu sehr aufzufallen.

Konsequent wie ich nun einmal war und immer noch bin, handelte ich mir im Laufe der Jahre in fast allen Hauptfächern zum Halbjahr mindestens eine Fünf ein. Um diese zur anstehenden Versetzung in bravouröser Manier und mit geringfügigem Arbeitsaufwand wieder wett zu machen. Nur in Deutsch hatte ich nie eine Fünf. Denn da reichte es nach wie vor, nur dazusitzen und zuzuhören, wie unser Deutschlehrer seine witzigen Anekdoten aus dem 2. Weltkrieg darbot.

Leser im schulpflichtigen Alter warne ich allerdings vor Nachahmung! Es war gar nicht so einfach, aus dem Sumpf der Fünfen zu entkommen. In Englisch zum Beispiel ließ eine amerikanische Brieffreundin mein Interesse an Frauen der Sprache erwachen. In Mathe klappte es mit ein wenig Unterstützung der besagten Lehrerin, die ich unter Einsatz meines Jungmänner-Charmes quasi um den kleinen Finger wickelte. In Physik, Chemie, Biologie und Geografie war es durchaus hilfreich, einen guten Banknachbarn in Kombination mit der ein oder anderen Zigarette bei Laune zu halten.

Durch intensives büffeln göttliche Fügung wurde mir nach jahrelanger Leidenszeit dann zu meiner eigenen Überraschung das viertbeste Abschlußzeugnis überreicht. So traf es eigentlich die Falschen, als ich in unserer Abschlußzeitung mit der Schulzeit abrechnete. Mein geliebter Kunstlehrer mit der neckischen Nickelbrille, den ich eigentlich sehr gut leiden konnte, schrieb gar einen zweiseitigen Brief, in dem er seinen Unterricht rechtfertigte. Natürlich wären viele seiner Argumente locker zu widerlegen gewesen. Trotzdem ließ ich die Angelegenheit auf sich beruhen.

Zum einen war die Schule endlich vorbei, zum anderen war dieser Lehrer Amateurboxer.

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