Fastfood oder Essen auf Rädern

reisszwecken

Ein-bis zweimal im Jahr komme ich gezwungenermaßen in den Genuß, Essen auf Rädern zu verköstigen. Nicht das was ihr jetzt glaubt, nein ich rede vom Drive-in-Schalter des nahegelegenen Fastfood-Restaurants mit dem tollen Clown. Eigentlich hasse ich ja diese Pappdinger die man Essen nennt wie die Seuche. Aber die bessere Hälfte und auch einige andere in der Familie brauchen das Pappzeug scheinbar doch mehrmals im Jahr. Und dann kommt – so wie gestern Abend – mein Einsatz….

„Hiere Bechelun hippe“ rauscht es mir aus dem Lautsprecher entgegen, der scheinbar aus alten U-boot-Wehrmachtsbeständen ersteigert wurde.. Als relativ erfahrener Drive-in-ler weiß ich allerdings, dass der Herr am anderen Ende des Blechtelefons sich gerade nach meiner Bestellung erkundigt hat. Ich eröffne das Spielchen ganz klassisch mit einer Gegenfrage: „Könnte ich bitte die Speisekarte haben?“

Aus der Gegensprechanlage ertönt ein schwer verständliches Wort, dass allerdings eindeutig mit einer Endung aus der gebräuchlichen Fäkalsprache endet. „…icken?“ Weil ich ja für solche Fälle ja rhetorisch geschult bin, antworte ich gelassen und ohne auf sein Angebot näher einzugehen: „Gute Idee junger Freund, aber zunächst möchte ich doch etwas essen.“

Etwas lauter tönt es zurück: „TSCHICKEN?“ „Ach so, sie meinten Chicken! Nein, lieber doch nicht. Haben sie auch noch etwas anderes?“ Mein unsichtbares Gegenüber verstummt einen Augenblick lang und scheint seine nächste Frage besser formulieren zu wollen. „Hamburger?“ rauscht es durch das Blechdings.

Ich beschließe kurzfristig ihn noch etwas zu verwirren und erwidere: „Nein, ich bin Kölner, gebürtig aus dem Severinsviertel. Aber wieso ist das so wichtig für meine Bestellung?“ „Wollen sie H-A-M-B-U-R-G-E-R!?“ Auch wenn mich diese Frage grammatikalisch keineswegs zufriedenstellte, blieb ich am Ball. „Mein Freund, jetzt beruhigen sie sich mal. Nicht das sie noch einen Herzkasper bekommen. Ja ich nehme einen, oder nein, packen sie mir gleich drei ein.“

„Schiess“ schallt es aus der Kiste. Na jetzt wird er aber böse, unser Kerlchen. „Jetzt nehmen sie sich mal zusammen, junger Mann“ antworte ich „oder wollen sie einen guten Kunden verlieren?“ „Wollen sie Käse zu Hamburger?“ „Na aber… dann hätte ich doch gleich Cheeseburger bestellt, oder nicht?“ Ob die nächste Meldung aus dem Lautsprecher nun „aber sicher doch“ oder „du Ars*hloch“ lautete konnte ich nicht exakt bestimmen, weil ich just in diesem Moment den Abendnachrichten auf 1Live lauschte.

Deutlich verstand ich hingegen: „Was dazu?“ „Was führen sie denn sonst noch so essbares?“ Nach einer Kunstpause knötert mir ein „Kacken auf Karte“ entgegen. Da ich aber gerade keine Gelüste verspürte, mein Abendgeschäft auf fremden Speisekarten, noch dazu womöglich in der Öffentlichkeit und mit einem zwickenden Ischiasnerv zu verrichten, ging ich nicht weiter auf dieses Angebot ein. Statt dessen fragte ich ihn: „Führen sie immer noch diese gesalzenen frittierten Kartoffelstäbchen.“

„Pommes? Groß, mittel, klein?“ knarzte es zurück. „Gemischt“ antworte ich. Und zwar genau zu einem Drittel große, mittlere und kleine. Und noch zwei Doppelwhopper.“ „Haben wir nicht, hat nur Konkurrenz.“ „Na gut“ antwortete ich, dann fahre ich eben da hin. Schönen Abend noch…“ Ich finde, das Personal sollte doch mehr auf Freundlichkeit geschult werden. Oder habe ich da unrecht?

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