Neues zum Thema Goldwing GL 1500

Ich zähle mich ja zur Fraktion der Schrauber.

Heißt, bevor ich mit einem Motorrad durch die Botanik kurve, wird erstmal die Technik tiefgehend erkundet und im Bedarfsfall auch zerlegt. Wartungen/Inspektionen werden selbst erledigt, da habe ich auch immer das gute Gefühl, das es erledigt worden ist. Hab ich bisher immer so gemacht und dank diverser Werkstatthandbücher ist das meiste ja auch kein Hexenwerk. Zudem macht mir die Schrauberei auch Spaß und manchmal vergesse ich sogar die Zeit darüber.

Bei dem neuen Plastikbomber habe ich mich vorher genauso eingelesen, wobei dies allerdings richtig in Arbeit ausartete. Nur mal so zum Vergleich: Das Werkstatthandbuch meiner Diva umfasst knapp 110 Din A4-Seiten, das der Goldwing ca. 930! Oder anders ausgedrückt, 2 dicke Aktenordner voll. Gut, da heißt es sich erstmal die wichtigsten Dinge einzuprägen und der Rest kommt dann mit der Zeit. Was bei einem „normalen“ Motorrad eigentlich schnell erledigt ist, kann bei der 1500er in mächtig viel Maloche ausarten.

Der Ausbau des Hinterrads inklusive Kontrolle der Bremsen, Kardan und Stoßdämpfer ist dank des ausgeprägten hinteren Wohnzimmers nicht mal eben in einem Stündchen erledigt. Selbst die Demontage des Vorderrads hat mich angesichts des sehr verschachtelten Frontfenders samt Verblendungen der Bremsscheiben gute 2 Stunden gekostet. Zum Vergleich nochmal die gleiche Arbeit an der Diva ist in guten 20 Minuten erledigt. Die Riesenverkleidung habe ich ebenfalls eingehend erkundet und ich habe noch nie in meinem Leben so viele zusätzliche Kabelstränge gesehen.

Diverse Zusatzbeleuchtungen lassen den Dampfer zwar in der Dunkelheit aussehen wie eine fahrende Discokugel, benötigt wird so etwas allerdings nicht wirklich. Naja, die rund um die Maschine installierten knapp 180 LED’s sind allerdings fest in den diversen Verkleidungsteilen eingeklebt und eine Demontage daher schlecht möglich, deshalb habe ich mich auf die Nachverfolgung der einzelnen Kabelstränge bis zum jeweiligen Schalter beschränkt. Diverse Kabel die etwas angescheuert aussahen oder wegen ihrer Nähe zum Motor sogar etwas brüchig waren, habe ich in diesem Zug gleich erneuert.

Die größte Baustelle war für mich die eingebaute Musikanlage. Man stelle sich vor, der Bock hat in 2 Koffern und einem Pizzakoffer hinten drauf mehr als reichlich Platz, um Dinge zu verstauen. Tatsächlich nutzbar war aber nur der Koffer links, da im rechten Koffer Verstärker und Endstufe verbaut wurden, um im Topcase ein elefantöser Subwoofer. Da ich allerdings nicht vorhabe, hier die Nachbarschaft mit meinen Playlists zu unterhalten, habe ich das ganze Zeug mal demontiert. Im übrigen kein Billigkram, Vorbesitzer Jürgen hat sich die Anlage 1700 Euronen inklusiver fachgerechten Einbaus kosten lassen.

Naja, mir ist der Stauplatz wichtiger und in den hinteren Koffer passen nun mühelos auch 2 Sturzhelme. Das montierte Originalradio lasse ich eingebaut und wenn ich wirklich mal unterwegs Mucke hören sollte, gehts ja dank heutiger Technik und Smartphone ziemlich einfach. Apropos Smartphone, ein entsprechenden Halter und 2 zusätzliche wasserdichte USB-Steckdosen habe ich mir noch montiert, ich hätte zwar mittels eines entsprechenden Adapters auch einen der beiden bordeigenen Zigarettenanzünder nutzen können aber womit mache ich mir dann während der Fahrt ne Kippe an? :scratch:

Wenn man bedenkt das man selbst bei der eigentlich sehr einfachen Demontage der Sitzbank darauf achten muss, keinen der 4 Stecker für Sitzheizung, Bordfunk etc. zu schrotten, dann erhält man eine ungefähre Vorstellung, wie viele Kabel sich alleine unter dem wirklich sehr gemütlichen Sitzmöbel befinden. Anhand des Schaltplans habe ich die diversen Kabelbäume eineinhalb Tage identifiziert und weiß jetzt zumindest, wofür was ist. Die weiter oben erwähnten zusätzlichen LED-Beleuchtungen habe ich in diesem Umfang gleich mal teilweise neu verlegt und mittels eines neuen und jetzt gut erreichbaren 12-fach Sicherungshalters aus dem Bootszubehör im Topcase hinten separat abgesichert. Wenn denn zukünftig mal ein Lämpchen abdackeln sollte, dann steht wenigstens nicht die ganze Fuhre still…

Heute sollte dann auch mein bestellter und vorher falsch gelieferter neuer Vorderreifen eintrudeln, so das ich die Goldwing wieder aus meiner dank der vorherigen Temperaturen eingerichteten Freiluftwerkstatt auf 2 Füßchen stellen kann. Und in der Garage sind dann auch noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, polieren zum Beispiel. Wobei das schon fast ne Lebensaufgabe ist… :whistle: Zumindest kenne ich den Plastikbomber jetzt schon mal etwas eingehender, die wichtigen Teile wie Motor, Getriebe und Vergaser spare ich mir dann für den Winter auf. Sie läuft zumindest sehr ruhig, fährt sich super, es klappert nix, deshalb habe ich ihr nur neue Zündkerzen, einen Ölwechsel nebst neuem Ölfilter gegönnt. Luftfilter ist regenerierbar, ergo mal mit dem Kompressor durchgepustet und wieder montiert.

Das sollte es erstmal im groben gewesen sein, technisch ist die Dicke jetzt zumindest gecheckt.