Blog Adventskalender 2018 – 9.Söckchen – Wie feiert man eigentlich Weihnachten in…

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Weihnachten ist ja mit einigen Traditionen verbunden. Jede Familie hat da so ihre eigenen Abläufe, die sich in jedem Jahr wiederholen. Ganz oft höre ich in diesem Zusammenhang zum Beispiel, das an Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat auf den Tisch des Hauses kommen. In der Adventszeit werden viele Häuser und Gärten schon weihnachtlich geschmückt und auch bei uns hier gibt es schon ein paar Freaks, die es überhaupt nicht abwarten können und den Weihnachtsschmuck schon in der dritten Novemberwoche aus dem Keller geholt haben. Doch wie wird Weihnachten eigentlich in anderen Ländern gefeiert?

Weihnachten feiern zwar viele Menschen, allerdings auf ganz unterschiedliche Weise. Nicht in jedem Land bringt der Weihnachtsmann oder das Christkind die Geschenke und anders als bei uns findet auch die Bescherung nicht überall am Heiligen Abend statt. Die weihnachtliche Tradition ist generell überall gleich, denn im Christentum wird die Geburt von Jesus gefeiert. Doch andere Länder andere Sitten, jedes Land hat andere Bräuche und Traditionen und nicht zuletzt wird auch in unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen gefeiert.

In England werden zu Weihnachten die Wohnzimmer mit Luftschlangen und Girlanden geschmückt. Weihnachtsbäume sind auf der Insel seit Königin Charlotte, der deutschen Frau von König George III., anzutreffen. Sie führte im späten 18. Jahrhundert diese deutsche Tradition in England ein und der ebenfalls aus Deutschland stammende Prinz Albert machte ihn dann berühmt. Er spendete unter anderem Bäume für Kasernen und Schulen und seitdem werden auch bei den Engländern Weihnachtsbäume aufgestellt.

Zu Weihnachten wird in England traditionell Plumpudding serviert, der eigentlich gar kein richtiger Pudding ist, in dem eine Münze versteckt wird. Der Glückliche, der die Münze in seinem Plumpudding findet, darf sich etwas wünschen. Ohne Plumpudding würden die Insulaner Weihnachten wahrscheinlich lieber ausfallen lassen. Heiligabend, dass auf der Insel “Christmas Eve” genannt wird, gibt es in England ein Festessen und nicht selten werden die Teller dazu mit kleinen Hütchen und Tröten dekoriert. Der Weihnachtsmann, der in England Father Christmas genannt wird, kommt nach englischer Tradition erst in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember und so gibt es die Geschenke erst nachts oder am 1.Feiertag.

Wie in Italien, denn auch dort gibt es erst am 1. Weihnachtstag Geschenke. Dort ist Weihnachten ein besonderes Fest, denn viele Italiener sind streng gläubig. An Heiligabend kommt traditionell die ganze Familie zusammen und man isst zusammen. Nach dem Essen wird oft die Mitternachtsmesse besucht. Anders als zum Beispiel in Deutschland gibt es keine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Nur die Krippe darf unter dem Baum aufgebaut werden. Die wirklich traditionellen Italiener müssen sich auch heute noch mit der Bescherung etwas gedulden.

Denn Geschenke werden – genau wie in Spanien – erst am 6. Januar, dem Dreikönigstag, verteilt. In Südeuropa hält sich immer noch der Brauch der Dreikönigshexe Befana und die Geschenke werden demnach nicht vom Weihnachtsmann oder Christkind gebracht, sondern von dieser Hexe. Allerdings hat sich in vielen Regionen Italiens und auch bei den bei uns lebenden Italienern mittlerweile auch die Tradition von Weihnachtsmann und Christkind durchgesetzt, wobei es aber Geschenke trotzdem erst am 1. Feiertag gibt.

In Spanien bringen die Heiligen drei Könige den Kindern die Geschenke. Am 24. Dezember trifft sich dann die Familie und es wird gemeinsam gegessen und getrunken. Wie in Italien besuchen auch die Spanier danach eine Mitternachtsmesse. Zwar wird auch in Spanien das Haus zu Weihnachten geschmückt, allerdings wird doch kein Weihnachtsbaum aufgestellt sondern nur eine Krippe. Üblicherweise werden auch am Heiligabend keine Geschenke verteilt.

Zur Weihnachtszeit gibt es in Spanien eine Weihnachtslotterie, El Gordo. Diese Lotterie, an der sich sehr viele Spanier beteiligen, findet am 22. Dezember statt. Dort werden riesige Summen ausgespielt und die Einwohner eines einzigen Dorfes wurden sogar schon alle zu Millionären. Erst am Dreikönigstag am 6. Januar gibt es in Spanien Geschenke.

In Frankreich heißt der Weihnachtsmann Père Noël. Wie in anderen europäischen Ländern wird auch in Frankreich am 24. Dezember ein Festmahl serviert. Und zumindest die französischen Kinder bekommen sogar zweimal Geschenke! Um Mitternacht besucht die gesamte Familie die Mitternachtsmesse und dem Brauch nach schleicht dann Père Noël ins Haus und versteckt in den Schuhen der Kinder kleine Geschenke. Quasi ein kleiner Vorgeschmack, denn am 1. Weihnachtstag kommt er noch einmal wieder, und erst dann findet in Frankreich die richtige Bescherung statt.

In Schweden wird Weihnachten als Julfest gefeiert. Es beginnt bereits am ersten Advent und endet erst am 13. Januar mit dem St.-Knuts-Tag, der übrigens keine Erfindung eines großen Pappmöbelherstellers ist. Am 13. Dezember ist der Tag der Heiligen Lucia und viele, vorwiegend jüngere Schwedinnen, „verkleiden“ sich als Lucia mit einem Kranz auf dem Kopf, auf dem auch Kerzen befestigt sind. Auch in Schweden wird der Weihnachtsbaum mit vielen Kerzen geschmückt und es werden Strohpuppen und Gebäck am Baum aufgehängt.

Am heiligen Abend gibt es ein Festessen, anschließend werden die Kerzen an dem Weihnachtsbaum angezündet und es findet die Bescherung statt. Der schwedische Weihnachtsmann heißt Jultomten und nach der Bescherung geht man mit der ganze Familie zur Mitternachtsmesse. Am 13. Januar wird dann das Ende der Weihnachtszeit gefeiert.

In Russland überbringt traditionell Väterchen Frost die Geschenke. Bedingt durch ein anderes Kalendersystem, dort gilt der Julianische und nicht wie bei uns der Gregorianische Kalender, fällt Heiligabend nach russischer Zeitrechnung erst auf den 6. Januar. Gläubige Russen fasten vorher bis zum 1. Weihnachtstag am 7.Januar 40 Tage lang. Zu Weihnachten gibt es dann ein großes Festmahl.

Der Weihnachtsbaum wird nach unserer Zeitrechnung erst Ende Dezember aufgestellt und geschmückt. In der Nacht vom 31. Dezember auf den 1. Januar gibt es Geschenke und da in Russland die andere Zeitrechnung gilt, wird dort Weihnachten auch etwas länger, nämlich bis zum 11. Januar, gefeiert. Dieser 11. Januar ist gleichzeitig in Russland auch der letzte Tag des Jahres.

In Nordamerika werden die Geschenke von Santa Claus gebracht. In den USA und auch in Kanada gibt es zu Weihnachten traditionell ein richtiges Festmahl, an dem meistens ein Truthahn serviert wird. Da die Amerikaner es bunt lieben, schmücken viele ihre Häuser mit Lichterketten. In den USA gibt es sogar Wettbewerbe, wer sein Haus am schönsten dekoriert hat. Amerikaner und Kanadier haben, bedingt durch sehr viele Einwanderer, überwiegend die europäischen Traditionen übernommen, wenn man von ihrem Hang zu kitschigen Dekorationen mal absieht.

In Australien zum Beispiel dürfte Schnee im Dezember, der bei uns mit winterlicher und weihnachtlicher Gemütlichkeit in Zusammenhang gebracht wird, außer in einer Ski-Halle relativ selten sein. Was machen also die Aussies an Weihnachten: Sie tanzen! In den öffentlichen Parks werden kostenlose Konzerte gegeben und Familien und Freunde treffen sich zum Picknick. Diese öffentliche Feierei nennt sich übrigens Carols by Candlelight. Da in Australien zur Weihnachtszeit in der Regel auch hochsommerliche Temperaturen herrschen, erscheint der Weihnachtsmann Santa Claus natürlich stilecht in Badehose.

Bedingt durch viele Einwanderer aus Europa setzen sich aber auch immer mehr europäische Traditionen durch und man sieht auch häufiger zumindest Plastik-Weihnachtsbäume und Kunstschnee. Und ganz ehrlich, für mich als wenig weihnachtlich begeisterten wäre eigentlich Australien das perfekte Land. Wer sich übrigens noch mit einem Weihnachtsbaum versorgen muss, für den gibt es wenigstens gute Nachrichten. Die Preise sind – anders als bei Benzin – stabil: Für einen Meter Nordmanntanne etwa muss der Kunde durchschnittlich zwischen 18 und 23 Euro auf den Tisch des Tannendealers blättern.

Es hat wieder Spaß gemacht, am Blog Adventskalender teilzunehmen. Ein Dank geht an alle Teilnehmer und nicht zuletzt natürlich an Alex, der sich jetzt schon 10 Jahre diese Plackerei angetan hat, um alle Teilnehmer zusammen zu bekommen. Euch und euren Familien wünsche ich noch einen schönen 2. Advent und ein paar schöne Feiertage. Ich werde heute Extremcouching betreiben, denn nach der äußerst ausgiebigen Weihnachtsfeier gestern Abend fehlen mir doch noch so 3-5 Stündchen Schlaf…

Das 10. Söckchen des diesjährigen Blog Adventskalenders findet ihr entweder hier, hier oder hier.

6 Kommentare zu „Blog Adventskalender 2018 – 9.Söckchen – Wie feiert man eigentlich Weihnachten in…“

  1. Hallo Hans,
    sehr interessantes und informatives Söckchen, das du hier aufgehangen hast!
    Dir schöne (wenn auch nicht australische) Weihnachten!

  2. Da kann ich mich Stephan nur anschließen. Einiges hat man ja hier und da schon mal gelesen, aber so gesammelt sieht man erst, wie die Unterschiede alleine in Europa sind und wenn man dann noch über den Rand des Kontinents hinausschaut, ist es gleich nochmal anders.

    Vielen Dank und Dir einen schönen 2. Advent.

    LG

    Daggi

  3. Man lernt nie aus, und auch die Erinnerung an bereits mal Gehörtes – ich denke bei vielen Lesern – wurde durch deinen Text wieder an die Oberfläche geholt.
    Bei mir pers. war es die Erwähnung des sog. Philippus-Fastens (der orthodoxen Russen), bei dem ich mir einige grundlegende Aspekte für jene, wenn nicht gerade jede, Gruppe der Feierenden wünschen würde. Dabei bin ich mir allerdings bewusst, dass das nur ein frommer Wunschgedanke ist. In Australien und allen Ländern, wo eben Sommer ist, macht das eben überhaupt keinen Sinn, und ich denke, so kann man sich einfach den Sinn hinter allem für sich pers. leicht erklären. Trotzdem: die Vorstellung eines „Weihnachtsmann“ in Badehose…. :-)

  4. Ja, das war doch mal ein sehr ausführliches und informatives Söckchen. Danke dir dafür! http://quetschkommo.de/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/wpml_good.gif Dir und deinen Lieben, wie auch allen hier ‚drin‘ einen angenehmen 2. Advent.
    Schönen Sonntag und bis morgen beim nächsten Söckchen

  5. War sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich in den Ländern gefeiert wird. Bei uns in Österreich kommt das Christkind am 24 Dezember. Ganz traditionell :)
    Ich wünsche dir noch eine schöne Restadventzeit
    Liebe Grüße
    Nila

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