Können Politiker auch ehrlich sein?

nurmalso

Vor ein paar Tagen fanden ja die Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt statt. Und es mal wieder ein negativer Genuß, die Statements der lokalen Politikgrößen nach den ersten Hochrechnungen zu hören. Julia Klöckner zum Beispiel, Spitzenkandidatin der CDU in Rheinland-Pfalz, hatte nichts besseres zu tun als zu erwähnen, dass ihre Partei zwar Wähler an die AFD verloren hätte, dafür habe man aber immerhin die rot-grüne Koalition abgewählt. Mit keinem Wort wurde das desaströse Ergebnis der CDU erwähnt, zumindest nicht vor der Kamera.

Ebenso ihr Kollege Guido Wolf, der als Spitzenkandidat in Baden-Württemberg angetreten war und in einem ehemaligen „Stammland“ seiner Partei nicht nur gegen einen – zugegeben sehr beliebten – grünen Ministerpräsidenten eine mächtige Klatsche bekam. Auch er erwähnte zwar dass dies kein Wunschergebnis sei, doch immerhin habe man es geschafft die grün-rote Koalition abzuwählen. Man kann diese zwei Beispiele beliebig erweitern, denn auch nach jeder Bundestagswahl gibt es scheinbar nur Gewinner.

Egal um welche Parteizugehörigkeit es geht, diese lächerlichen Versuche alles schön zu reden sind vielleicht rhetorisch einwandfrei, doch eine Verarsche an Wähler und Zuschauer. Hat denn niemand mal die Eier in der Hose auch nach einer Wahlniederlage mal Klartext zu reden? Erwartet hätte ich zum Beispiel folgendes:

„Wir hätten die AFD anhand ihres Wahlprogramms zerpflücken können, doch wir waren wohl zu siegessicher und deshalb haben wir versagt. Und weil wir diese „Protestwähler“ so unterschätzt haben, müssen wir jetzt Wohl oder Übel Koalitionen eingehen, die niemand wirklich wollte und wenn wir wenigstens das schaffen sollten, wird wahrscheinlich trotzdem jede Abstimmung im Landtag nun zur Lotterie.“

Leider ist das nur Wunschdenken, denn Niederlagen zugeben ist wohl in solchen Positionen ein Zeichen von Schwäche. Es wird Zeit dass sich nicht nur das bald im Land ändert, bevor die „Prostestwähler“ immer mehr werden…

2 Kommentare zu „Können Politiker auch ehrlich sein?“

  1. Lieber Hans, darüber rege ich mich schon lange nicht mehr auf. Das ist doch Standard. Denn verlieren tut ja an soclhen Tagen nie jemand! :D
    Und ehrliche Politiker, die gibt es… denke ich. Auf kommunaler Ebene. Aber sobald man zu den Großen gehören will, muss man einfach durch und durch Politiker und eben auch Schauspieler sein. Denn anders, ware man vermutlich auch gar nicht erst dahin gekommen. Oder man schafft es dennoch, wirft aber dann irgendwann das Handtuch oder brennt aus…
    Meine Sicht. :)

    1. Auf kommunaler Ebene mag doch noch anders sein, doch in den höheren Gremien denke ich mir manchmal: „Die verkaufen uns doch alle für blöd!“ Ich meine, Zahlen, Hochrechnungen und Ergebnisse lesen dürften wohl die meisten Wähler beherrschen. Nur die Damen und Herren Politiker scheinen das irgendwie zu ignorieren, damit das Ego nicht leidet…

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