Schützenfeste bedeuten vor allem Lärm und deshalb mitunter auch Ärger

schuetzenfest

Falls jemandem die Überschrift bekannt vorkommen sollte, die habe ich bei Horst geklaut.

Er hatte sich nämlich gestern über den Lärmpegel bei Volksfesten kritisch geäußert, für Außenstehende und Betroffene sicherlich zu recht. Beteiligte so wie ich, die seit vielen Jahren Mitglied eines Schützenvereins sind, haben dazu allerdings eine etwas andere Meinung. Und dank einer noch funktionierenden Demokratie darf man die sogar äußern…

Sicherlich ist es nicht angenehm, gerade an einem Sonntag von einem Spielmannszug oder Tambourcorps aus seiner Sonntagsruhe gerissen zu werden. In einigen Bezirken geht dies teilweise schon früh am morgen los mit dem Wecken der Majestäten, in den allermeisten Städten und Gemeinden wurde dieses durchaus traditionelle Wecken allerdings schon vor einigen Jahren auf Grund von Beschwerden verboten. In Zeiten in denen sich Nachbarn sogar gegenseitig anschwärzen, wenn der Grillgeruch des anderen aufs fremde Grundstück duftet sogar noch nachvollziehbar.

Bei uns gibt es zum Beispiel während des Schützenfestes keine Kirmes mehr, zum einen wegen des mangelnden Platzangebotes, zum anderen machen die Schausteller nur noch auf größeren Volksfesten wirklich Gewinn. Und mit einer Schiffschaukel und einem Kettenkarussell lockt man heute niemanden mehr an. Doch es gibt Gott sei Dank auch noch Leute, die Traditionen hoch halten und dazu zählen mit Sicherheit auch die vielen Schützenvereine- und Bruderschaften. Denn das außer einem Schützenfest übers Jahr gesehen auch viele anderweitigen sozialen Termine wahrgenommen werden, das sehen die wenigsten.

„Negativ“ fallen Schützen nur auf, wenn es während des eigenen Schützenfestes mal wieder etwas lauter wird. Und eben diese diversen Feiern rund um ein Schützenfest gehören auch zur Tradition, sei es nun zum Fahnen stellen oder ob König oder Prinz ihren Vereinsmitgliedern aus diesem Grund mal einen gemeinsamen Abend spendieren. So etwas schafft Gemeinschaft, denn mit den meisten trifft man sich nicht jeden Tag. Und da kann es durchaus auch einmal etwas lauter werden, wobei der Lärmpegel einer Großstadt den eher ländlichen Wohnort von Horst wahrscheinlich bei weitem übertrifft.

Gerade in ruhigen Wohngegenden fällt der „Störfaktor“ da sicherlich mehr ins Gewicht und jede öffentliche Veranstaltung ist eher eine zuviel. Wobei es auch Menschen gibt, die sich schon gestört fühlen wenn der Nachbar die Zeitung umblättert. Und wenn dann noch ein Verein eine Veranstaltung plant und ausführt, sei es nun ein Straßenfest, ein Schützenfest, eine Kirmes oder alles auf einmal, zu dem man weder einen Bezug noch sonstige Verbandelungen pflegt, dann ist der Ärger gleich doppelt so groß.

Unsere Traditionen möchten wir uns trotzdem nicht nehmen lassen, auch wenn diese als Ärgernis gesehen werden. Morgen steht zum Beispiel ein erneutes Schützenfest auf dem Terminplan und zur Tradition gehört es, das alle versammelten Schützenvereine einen großen Festumzug starten. Bei vorhergesagten Temperaturen von weit über 30° sicher nicht das angenehmste Vergnügen, aber eben Tradition. Hoffentlich beschwert sich niemand über den Geräuschpegel der Spielmannszüge, der ihn vielleicht beim Mittagsschläfchen stört…

Ein bisschen gegenseitige Toleranz hilft immer. Wobei ich jetzt schon darauf wetten könnte, das beim heutigen Straßenfest in unserem Ortsteil mit Sicherheit wieder die Ordnungshüter aufschlagen werden, weil sich irgendwer gestört fühlt. Vielleicht sollte sich der- oder diejenige dann genau so schämen wie Horst. Oder einfach mal den Verständnispegel mal etwas höher schrauben…

5 Kommentare zu „Schützenfeste bedeuten vor allem Lärm und deshalb mitunter auch Ärger“

  1. Lieber Hans,

    dem Artikel – so hatte ich gehofft – wäre das Augenzwinkern anzusehen. Ganz so ernst nehme ich das nicht. Aber die Ironie kam (wieder) nicht in der Weise rüber, wie ich es erhofft hatte. Bei Facebook hat mir ein Freund auch schon ein paar Takte dazu gepostet. Er empfahl mir, mitzumachen statt zu meckern. Auch ein Weg. Fast wäre ich Mitglied eines Schützenvereines geworden. Aber ich habe mich gedrückt. Das ist mir zu anstrengend. Außer in der Feuerwehr war ich nie Mitglied in einem Verein. :-)

    Heute wird es bestimmt immer schwerer für die Veranstalter solcher Feste, sich gegen die Beschwerden von BürgerInnen zu behaupten. Aber das ist nur eine Annahme meinerseits. Ich denke dabei auch an den Streit, der z.B. am Brüsseler Platz in Köln seit Jahren währt. Aber das ist schon was anderes als eine Kirmes oder ein Schützenfest, das schließlich nur einmal im Jahr stattfindet.

    Lieber Hans, ich habe ja geschrieben, dass ich mich dafür schäme, so kleinkariert zu sein. Allerdings wäre es interessant mal zu wissen, wie andere darüber denken. Wahrscheinlich werden sich die meisten toleranter äußern als sie es in Wahrheit unter ihrer Bettdecke am Ende sind.

    Jedenfalls wünsche ich dir weiter viel Freude an euren Schützenfesten.

    Danke für den Link übrigens.

    LG Horst

    1. Lieber Horst,
      die Ironie habe ich in deinem Beitrag durchaus bemerkt. Weshalb ich meine Schreiberei ja auch durchaus moderat abgefasst habe. Aber ich teile deine Meinung, dass die die am lautesten motzen, dies nicht öffentlich tun.

      Solche Großveranstaltungen werden seit Jahren amtlicherseits immer mehr erschwert, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Und je mehr sich beschweren, desto mehr Auflagen gibts beim nächsten Fest. Und irgendwann einmal gibt es kein Fest mehr und jeder bleibt zu Hause und amüsiert sich dort…

      Man stelle sich vor, das selbst das Münchner Oktoberfest, das ja eigentlich auch ein Schützenfest ist, der Stuttgarter Wasen oder auch Pützchens Markt gefährdet sind, weil Anwohner wenig Toleranz zeigen. Wobei die Toleranz bei diesen Riesenfesten schon ziemlich ausgeprägt sein muss.

      Ich sehe deine Einwände auch nicht als kleinkariert sondern durchaus begründet. Andererseits muss der Mensch sich ja auch mal amüsieren und diverse Vereine wollen ja auch mal feiern. Kurioserweise beschweren sich auch hier bei uns nur wenige, zumeist die, die erst seit ein paar Jahren hier wohnen und die Festivitäten dieser Art wohl nicht kennen.

      Da hilft als Verein auch kein Argument, den Ärger hat man dann laufend am Hals. Eigentlich schade das es Toleranz nicht in Mindestdosierung gibt… http://quetschkommo.de/wp-content/plugins/wp-monalisa/icons/wpml_wink.gif

      In anderen Ländern werden traditionelle Veranstaltungen pflegeleichter gehandhabt, auch wenns mal lauter wird. Aber hier fährt ja auch mittlerweile halb Köln in Urlaub, nur weil einmal im Jahr Karneval gefeiert wird…

  2. Eins kann ich dir jedenfalls versprechen. Ich habe mich nie über irgendwelche Leute beschwert, die gefeiert haben und das werde ich auch nie machen. Diejenigen die das tun, sind wohl die wahren Spaßverderber. Und irgendwie scheint das bei uns weiter verbreitet zu sein als anderswo. Aber das vermute ich nur und dein Hinweis scheint es zu bestätigen.

    Das mit Karneval ist traurig. Das mit Karneval kann ja jeder halten wie er will. Aber es ist nicht schön, was manche dazu äußern. Hast du wirklich das Gefühl, dass so viele Kölner sich an Karneval „abseilen“? Das hätte ich von Kölnern echt nicht erwartet.

    Btw: Hast du die traurige Geschichte vom Millowitsch-Theater gestern im Stadt-Anzeiger gelesen. Das hat im weiteren Sinn auch was von bröselndem Brauchtum.

  3. Es sind erstaunlich viele, die Karneval für ein paar Tage Urlaub nutzen. Alleine in meinem Freundes- und Bekanntenkreis habe ich das Gefühl, das es immer mehr werden. Zwar haben die Karnevalsvereine keine Nachwuchsprobleme, doch verwechseln die die nicht in Vereinen aktiv sind Karneval auch damit, sich mal hemmungslos zu besaufen. Die sind dann wenn sie älter sind, verheiratet und den Sturm- und Drangjahren entwachsen die nächsten die in Urlaub fahren…

    Die Begründung des Fernsehens, dass man Theaterstücke als nicht mehr zeitgemäß für eine Fernsehübertragung ansieht, ist mehr als Mumpitz. Auch die Puppensitzung des Hänneschentheaters wird ja nicht mehr übertragen, vielleicht hat da ein Verantwortlicher etwas gegen Köln. Oder der Zeitgeist hat sich so gewandelt, dass Bauer sucht Frau und ähnlicher Schrott jetzt interessanter erscheint.

  4. Ja, hast du gut beschrieben, glaube ich. Das Alter spielt eine große Rolle. Ich schaffe es nicht mehr, mitzuhalten. Damit meine ich nicht mal das Trinken. Es ist schon komisch, wie sich manche verändern, wenn sie älter werden.

    Ich habe eben einen Artikel über Millowitsch geschrieben. Vielleicht kennst du die Petition und willst sie auch unterschreiben? Ich habs gleich gemacht. Millowitsch ist Köln » 2Bier.de | Quelle

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