Männer und der Weihnachtseinkauf

weihnachten

Einige tun es früher, die anderen später. Manche nie. Zu denen gehöre ich…

Zumindest wir Kronen der Schöpfung zögern den Weihnachtseinkauf meist bis zum Heiligabend hinaus, um dann für die liebe Familie, Verwandte und Freunde ein weiteres, nutzloses Geschenk käuflich zu erwerben. Schließlich ist Weihnachten und wer sich aus Gründen der Datensicherheit nicht dazu durchringen kann irgendetwas nutzloses im Internet zu bestellen, der muss Wohl oder Übel Durchhaltevermögen zeigen und sich durch die Geschäfte quälen.

In den meisten Fällen beginnt bei uns Männern der Weihnachtseinkauf nicht mit dem Betreten eines Geschäfts oder eines Einkaufstempels, sondern wird vorher gedanklich durchgespielt. Will heißen, wir Opfer der kommerzialisierten Weihnacht müssen uns erst einmal wochenlang überwinden, um überhaupt das Haus oder die heimische Kemenate zu verlassen.

Unerfahrene Geschenkejäger machen sich noch wenige Gedanken, die ersten psychischen Störungen treten oft erst später auf. Bei erfahreneren Einkaufsveteranen jedoch ruft der Gedanke an den Weihnachtseinkauf schlimme Assoziationen hervor, etwa Bilder von abgetrennten Gliedmaßen derer, welche im Vorjahr dem Getümmel am Wühltisch nicht entkommen sind. Deshalb fühlt sich der geneigte Weihnachtsabenteurer oft erst am 24. Dezember in soweit halbwegs psychisch gefestigt, um den Gang oder die Fahrt in die Stadt zu wagen.

In manchen Fällen ist es – und ich spreche da mit der Erfahrung früherer Jahre – sehr hilfreich, sich einen Spickzettel anzulegen. Denn wir Kronen der Schöpfung haben nur in den seltensten Fällen auch ein Bild davon, was wir überhaupt kaufen möchten. Der Inhalt dieses Spickzettels ist eigentlich nicht wichtig, wichtig ist einzig und alleine, dass man diese seelische Stütze hat. Bei mir stand zum Beispiel oft folgendes:

    Frau: Schmuck
    Kind 1: Spielzeug
    Kind 2: Spielzeug
    Patenkind 1: Spielzeug
    Patenkind 2: Spielzeug
    Schwiegermutter: Rute verstärken…

Diese einfachen Gedankenstützen haben mir früher wertvolle Dienste geleistet. Und betritt Mann dann mit halbwegs guter Laune das entsprechende Einkaufszentrum oder einen sonstigen Einkaufstempel wird er mit 99%iger Sicherheit feststellen, dass er gerade das Tor zur Hölle durchschritten hat. Die Laune fällt schlagartig von gut auf nicht mehr so toll, sobald er die drängenden Menschenmassen sieht.

Sofort schießen dem Mann tausende Gedanken durch den Kopf. „Was ist eigentlich Weihnachten?“, „Wo bin ich überhaupt und wo will ich hin?“ und „Was wollte ich nochmal hier?“ sind nur die wichtigsten bevor eine schon etwas ältere Dämlichkeit ihm den Weg versperrt. „Mach Platz, du Trulla!“ denkt er sich und ändert die eingeschlagene Richtung. Die ersten 2 Minuten in dieser Hölle sind überlebt und da erblickt er einen Erfrischungsstand. „Oh, hier gibt es sogar Bier“ denkt er sich bevor er sich an der Theke niederlässt, um einmal kurz zu verschnaufen.

4 Stunden später ist es immer noch nicht entscheidend leerer geworden aber solange der Wirt des Erfrischungsstandes noch genügend Nachschub hat besteht auch keine Veranlassung, sich vorschnell ins Getümmel zu werfen. „Was wollte ich nochmal hier?“ denkt Mann nach dem 15ten Kölsch, verwirft diesen Gedanken aber schnell wieder. Um 17 Uhr unterbricht plötzlich eine laute Glocke die gemütliche Knobelrunde, die sich in den letzten 3 Stunden formiert hat.

„Verehrte Gäste, wir schließen in wenigen Minuten. Wir bitten sie, jetzt das Center zu verlassen. Wir wünschen ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest.“ erklingt es aus den Lautsprechern. „Oh“ denkt Mann, „schon Feierabend?“ bestellt noch eine letzte Runde. Um dann fröhlich uns bester Laune in die Knobelrunde zu prosten. „Weihnachten ist eigentlich gar nicht so schlimm“ denkt Mann sich, bevor er etwas wankend aber trotzdem zielsicher in Richtung Eingangstür steuert.

„Weshalb bin ich eigentlich in die Stadt gefahren?“ ist sein letzter Gedanke als der Bus losfährt und er mit einem Lächeln einschläft…